Alles (Nachttraum)

from vier Traeume by WEINHOLD

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lyrics

Es drang kein Licht durch die schweren, roten Vorhänge. Das stumpfe, schwarze Parkett sang leise unter ihren Füßen. Sie fühlte jedes Staubkorn unter ihren Sohlen. Wie im Schnee hinterließ sie eine Spur im alten Dreck des Raumes. Ihr Arm streifte leise den Samtbezug der Hocker, die diszipliniert an der Bar standen. Die Messingstange zum Absetzen der Trinkerfüße glänzte in regelmäßigen Abständen.
Sie lief an der Bar entlang, die endlos erschien. Erst leise, doch dann immer stärker, jedoch noch immer gedämpft durch eine schwere, rote Tür, in deren reich profilierten Kassetten sich ein schmierig-fettiger Tabakbast abgesetzt hatte, nahm sie ein monotones Stimmengewirr wahr. Es war ihr jedoch unmöglich, ein einzelnes Lachen, Schimpfen oder Heulen darin auszumachen; alles schien in diesem Rauschen vorhanden zu sein.
Sie blickte sich um und fühlte wie die Hitze in ihre Wangen stieg. Sie errötete. "Schämst du dich?", fragte sie sich selbst.
Ihr schwarzes, etwas zu enges Kleid raschelte und spannte leicht über ihren Rücken als sie ihre Hand ausstreckte, um die matte Klinke hinunter zu drücken. Ihre Finger spürten den durch das Benutzen unzähliger Hände entstandenen Schmutzrand an der von ihr abgewandten Seite des Drückers. Ekel. Sie zog die Hand zurück; wischte sie mit schnellen Schlägen an ihrem Oberschenkel ab. Dann raffte sie etwas Stoff ihres Kleides zwischen den Händen zusammen. Auf diese Weise zog sie das Kleid so fest um ihre Beine und ihren Hintern, dass ihr jetzt kein Schritt mehr möglich war. Fest drückte sie die Klinke. Mit einem Klacken sprang der Riegel aus dem Schloss. Sofort ließ sie das Gewebe aus den Händen fallen und schob mit dem großen Zeh die Tür auf.

Wütend, weil sie das drängende Bedürfnis hatte, sich an der Konversation zu beteiligen, schrie sie laut auf. Auch das zeigte keine Wikung. Niemand beachtete sie. Niemand zeigte auch nur das geringste Interesse an ihr. Nun, außer sich vor Wut ob dieser offensichtlichen Ignoranz, fiel ihr Blick auf einen Mann, der wie die Anderen, vertieft in ein Gespräch mit einer Frau schien. Diese weinte leise, während er immer wieder, manchmal leise, manchmal heftig auf sie einsprach. Fest entschlossen, einen der Anwesenden zu einer Reaktion zu bewegen, ging sie auf diesen Mann zu, näherte sich ihm von der Seite. Mit ihrer rechten Hand schob sie seine Schulter nach hinten, so dass er ihr seinen Oberkörper und seine Beine zuwenden musste. Seine Augen blieben jedoch an der Schluchzenden hängen. Nun entflammte ihr Ehrgeiz, das zu ändern. Langsam ging sie vor ihm in die Hocke und ließ sich auf die Knie sinken. Behutsam öffnete sie seine Beine ein wenig und versuchte ihn vom Gesicht der Anderen abzulenken. Entgegen der ihr bekannten Logik, stellte sich keine Lust bei ihm ein. Sie ließ ab. Sie spuckte aus. Nun, rasend vor Wut, fuhr sie hoch und beschimpfte ihn, schrie ihn an. Es blieb dabei, er zeigte keine Reaktion. Er drehte seinen Körper wieder seiner Partnerin zu und setzte das Gespräch unverändert fort.

Sie fuhr herum und entdeckte in den hinteren Nischen des Zimmers ein Tischchen mit schweren Gläsern und einem Messer. Quer durch den Raum steuerte sie auf den Tisch zu. Ihre Knie schmerzten beim gehen. Mit wütendem Schwung nahm sie das Messer, ging zurück zum Fisch und rammte es ihm mit all ihrer Wut in den weißen Bauch. Sofort entlud sich ein roter Schwall über ihren Körper. Ihr Gesicht, ihre Brüste, ihre Scham alles war befleckt und begann rot an ihr hinabzurinnen. Sie zog das Messer aus dem Fisch heraus und ließ es fallen. Ein steter, roter Strom ergoss sich nun auf den Teppich. Instinktiv holte sie die Gläser und füllte sie an der Quelle.
Rot verschmiert brachte sie den Anwesenden die Gefäße an ihre Plätze.

credits

from vier Traeume, released July 15, 2017
Music written, performed, arranged and produced by WEINHOLD
Lyrics written by Robin Weinhold
Recorded in 2016/2017 at the Spunk Cave
Mixing, Mastering, Editing by CONVEX

WEINHOLD:
convex -electronics, piaano
enni_w.- guitar,
friedrich M.- bassguitar
robin Weinhold - vocals

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